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2.1 Elyons Plan

  ?Ich habe geh?rt, dass Prinzessin Elyon kein einziges Wort sprechen kann! Obwohl sie schon sechszehn ist!?, sagte eine junge M?nnerstimme.

  ?Das liegt daran, dass sie unter W?lfen aufgewachsen ist. Sie ist eine Wilde?, antwortete ihm ein anderer.

  ?Hat ihr Vater nicht versucht, die Prinzessin umzubringen??

  ?Angeblich hat er alle seine erstgeborenen T?chter und deren Mütter umgebracht. Hier auf den Inseln munkelt man, dass erstgeborene T?chter der k?niglichen Familie immer nur Unglück über das Reich bringen.?

  Elyon blickte nach oben. über ihnen war die Tribüne zur Kampfarena des k?niglichen Palastes, wo hunderte von Zuschauern standen, darunter auch Monarchen von ihrer Insel und dem Festland. Was die beiden M?nner über ihnen nicht wussten war, dass Prinzessin Elyon, ihr Lehrer, eine Zofe und ihre zwei Wachen alles mith?ren konnten. Dank der Lichtsch?chte an den Seiten des Tunnels der unter der Tribüne zum Kampfplatz führte, wo Elyon wartete.

  Die Wachen hinter ihr scharrten mit ihren Fü?en. Beleidigungen und ungerechte Anschuldigungen gegenüber dem K?nig und seiner Familie wurden mit dem Tod bestraft. Aber an sich waren nur zwei Aussagen unwahr. Sie konnte sprechen. Und sie war keine Wilde, auch wenn sie ein paar Jahre unter W?lfen aufgewachsen war.

  ?Sie haben Immunit?t. Konzentriert euch auf die Prinzessin?, warnte Elyons Lehrer die Wachen. Sie h?tten sich sonst einen Weg hoch zu den Tribünen gebahnt, um die Monarchen festzunehmen.

  Elyon seufzte und starrte auf das dick vergitterte Tor vor ihr, dass sie von der Kampfarena trennte. Eigentlich durften Frauen oder M?dchen nicht k?mpfen. Doch so wie die Leute über sie redeten, wurde sie nicht als ein weibliches Wesen wahrgenommen. Wahrscheinlich noch nicht mal als ein menschliches. Doch sie war das Gerede gewohnt und kümmerte sich schon lange nicht mehr darum, was die Menschen auf den Sturminseln oder im Kaiserreich über sie dachten oder sagten.

  Wichtiger war, dass sie gleich in die Arena rausgehen musste, um einen Drachen zu z?hmen. Oder zu t?ten. Ein Wesen, dem sie bis jetzt noch nie begegnet war. Auf der Sturminsel gab es keine Drachen und die Schriften und Bücher, die sie über diese Ungeheuer gefunden hatte, waren nicht sehr aufschlussreich.

  Schritte hallten durch den schwach beleuchteten Tunnel. Sofort bauten sich die Wachen hinter ihr auf. Es war Demian, K?nig an der n?rdlichen Küste und derjenige, der den Drachen mitgebracht hatte. Der jüngste unter den K?nigen und unverkennbar dank seiner hellblonden Haare und hellblauen, fast wolkenwei?e Augen. Seit er vor drei Tagen in den Sturminseln angekommen war, hatte Elyon ihn noch nie ohne ein L?cheln auf den Lippen gesehen. Sie hasste es. Ihre Nackenhaare stellten sich jedesmal auf, wenn sie ihn sah. Auch jetzt. Elyon nickte ihm zu und er verbeugte sich. Die Wachen lie?en ihn durch.

  ?Eure Hoheit, ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie ihr Euch gegenüber dem Drachen schlagen werdet. Bis jetzt konnte keiner sie z?hmen. Ich lege gro?e Hoffnungen in Euch. Ich habe gestern die wilden Tiere besichtigt, die Ihr gez?hmt habt und bin tief beeindruckt.?

  Niemand antwortete ihm. Elyon begegnete seinem Blick mit Gleichgültigkeit. Sein L?cheln mochte warm sein, doch seine Augen waren es nicht. Sie konnte ihn jetzt schon nicht leiden.

  ?Wir haben diesem Drachen eine Woche lang kein Wasser oder Futter gegeben. Er ist geschw?cht, aber diese Tiere sind z?h. Ihr solltet ihn nicht zu untersch?tzen.? Demian r?usperte sich, band einen langen Beutel von seinem Gürtel los und gab ihn den Wachen. ?Erlaubt mir, Euch dieses Geschenk zu überreichen.? Einer der M?nner zog ein Kurzschwert aus dem Beutel heraus. Es hatte eine wei?e Klinge. Die Wachm?nner begutachteten es, dann durfte Elyon es an sich nehmen.

  ?Die Klinge wurde aus den Knochen von Feuerv?geln gemacht, das einzige, was eine Drachenhaut durchdringen kann.?

  Woher hatte er eine Waffe aus H?hental? Soweit Elyon wusste, gab es die Feuerv?gel nur dort, und das Land war für jeden verschlossen, der nicht dort geboren worden war. Ihre Finger fuhren vorsichtig über die Klinge. Sie zog sich glatt durch ihre Kuppe und sofort perlte etwas Blut heraus.

  


  


  ?Erteilt Ihr hiermit die Erlaubnis den Drachen zu t?ten, Eure Majest?t??, fragte Elyons Lehrer.

  Demian seufzte. ?Mir w?re es lieber, wenn nicht, dies ist nur zur Notwehr. Ein sicherer Weg sie zu t?ten ist ein Schnitt direkt in die Kehle, wo die Haut und das Fell am dünnsten sind. Alles andere wird keine gro?e Wirkung haben.?

  Ein Hornruf schmetterte von der Tribüne. Es war Zeit. Die Menge klatschte und jubelte. Das Tor wurde hochgezogen.

  ?Danke?, sagte Elyon. Demian sah sie erstaunt an, dann nickte er. Wahrscheinlich hatte er auch er geglaubt, dass sie nicht sprechen konnte. Elyon drehte ihm den Rücken zu und schritt hinaus in die altbekannte Arena. Jedes Gespr?ch verstummte auf den Tribünen. Ein tiefes Fauchen brachte den Staub am Boden zum Beben. Durch das Gitter des gegenüber liegenden Tores blitzten zwei gro?e, rote Augen. Elyon stutzte. Sie hatte gelesen, dass Drachenaugen gelb leuchteten.

  Als das Tor hochgezogen wurde, rauschte ein langer K?rper heraus und umrundete schwebend die Arena. Ketten waren über den Kampfplatz gespannt, dicht genug um den Drachen keine Fluchtm?glichkeit zu geben aber weit genug, dass die Schaulustigen alles beobachten konnten. Elyon st?hlte ihre Muskeln.

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  Das Tier bewegte sich wie eine Schlange in der Luft doch statt Schuppen hatte es dunkelgraues Fell. Es hatte vier dünne Beine und Pfoten wie die eines Waschb?ren, die in riesigen Krallen endeten. Der Kopf und die Ohren waren feingezeichnet wie die eines Rehs, doch die entbl??ten Z?hne waren die eines Raubtiers. Die roten Augen richteten sich auf Elyon und das riesige Ungeheuer landete mit einer Wucht auf den Platz, dass Elyons Beine nach Gleichgewicht k?mpften.

  Aufmerksam beobachtete sie jede noch so kleine Bewegung des Drachen, um seine K?rpersprache zu lernen. Anstatt anzugreifen, stand der Drache nur da und schnupperte in der Luft. Das Tier beobachtete sie mit einem leicht verwirrten Ausdruck. Elyon schmunzelte und band einen geschossenen Hasen von ihrem Gürtel los. Die Augen des Drachen folgten wie gebannt dem toten Tier in ihrer Hand. Geifer tropfte von seinem Maul.

  Mit langsamen Schritten n?herte sie sich an. Der Drache achtete nur auf den Hasen. Als sie noch fünf Schritte entfernt war, zuckten seine Ohren. Elyon blieb stehen. Er knurrte leise. Sie schmiss ihm das tote Tier zu. Der Drache schlang es hinunter. W?hrenddessen rannte Elyon auf ihn zu und ehe er sie bemerken konnte, kletterte sie sein linkes Vorderbein hoch zu seiner Schulter. Das Tier drehte seinen Kopf um und bleckte knurrend die Z?hne. Elyon hielt ihren linken Arm hoch. Aus den Lederb?ndern, die sie um Handfl?che und Arm gewickelt hatte, hingen die St?ngel eines sü?lichen Krauts heraus. Der Drache zog sofort seinen Kopf zurück.

  Traumtod. Ein Wildkraut, das sie im Wald gefunden hatte und um den jedes Tier einen gro?en Bogen machte, w?hrend man es im Palast für Tee gegen Schlaflosigkeit benutzte oder als Pulver, um das brodelnde Gemüt des K?nigs zu bes?nftigen. Doch eine hohe Dosis wirkte t?dlich. Elyon zog ihren dunkelbraunen Schal hoch bis zu ihrer Nase, um sich von der Wirkung des Krauts zu schützen. Der Drache versuchte mehrmals sie zu bei?en, doch sobald er dem Kraut zu nahe kam, zog er seinen Kopf wieder zurück und schnaufte laut. Seine Lider flatterten und seine Augenfarbe f?rbte sich langsam gelb. Es sollte einem so gro?em Tier nichts passieren, wenn es etwas Traumtod einatmete. Sie wollte ihn nur ruhig stellen. Elyon nutzte die Gelegenheit und kletterte weiter seinen Nacken hoch.

  ?T?tet es!?, rief jemand von der Tribüne und wurde mit begeisterten Zurufen belohnt. Der Drache wandte seinen Kopf in Richtung des Rufs und sprang hoch in die Luft. Elyon krallte sich am Hals fest, w?hrend das Tier zu den Tribünen flog und wütend brüllte. Die Zuschauer kreischten auf. Der Drache prallte mit dem Kopf gegen die Ketten. Er sank zurück auf den Boden und schüttelte sich wie wild.

  Elyon krallte sich noch fester an das Fell auf seinem Hals. Als der Drache sich etwas beruhigte, kletterte sie den Hals hinauf. Sie hatte fast den Nacken erreicht, als der Drache anfing zu buckeln und zu springen um Elyon los zu werden. Mühsam k?mpfte sie sich zu den Ohren hinauf. Als ihre Fingerspitzen den Rand berührten, hielt der Drache abrupt an. Mit einem Ruck stand Elyon oben auf seiner Stirn. Der Drache stand komplett still. Vorsichtig zupfte sie an den Ohrenspitzen und das Tier tanzte verwirrt auf der Stelle.

  Ein Raunen fuhr durch die Zuschauer. Sie zog beide Ohren etwas fester nach hinten. Der Drache ging zurück. Als sie die Ohren wieder loslie?, blieb der Drache stehen und schüttelte seinen Kopf.

  Elyon fiel zur Seite. Sie griff rechtzeitig nach dem Nackenfell. Sofort stand das Tier wieder still und spitzte die Ohren. Elyon seufzte erleichtert und zog sich zurück auf den Kopf. Seine Ohren zuckten bei ihrem Seufzen. Sie waren still nach hinten gerichtet, als würde der Drache auf ein weiteres Ger?usch warten. Sie wusste, dass es einige Tiere beruhigte, wenn man sie mit ruhiger Stimme ansprach.

  ?Brav?, raunte sie. Das Tier stellte den Hals kerzengerade auf. Elyon krabbelte weiter nach vorne, um einen Blick auf die Augen zu werfen. Statt wütend und rot zu funkeln, starrte der Drache sie mit goldenen Augen an. Sie rieb das Kraut in ihren Lederb?ndern auf seine Stirn, in der Hoffnung, dass der Geruch ihn wieder beruhigen würde.

  ?Du magst Reden??

  Ein sehr tiefes, r?hrendes Ger?usch vibrierte durch den Drachenk?rper. Elyon spürte es auf ihren H?nden und Knien. Sie drückte ihre Hand auf seinen Kopf. Als keine Reaktion kam, fing sie an das Tier vorsichtig zu kraulen. Sofort senkte der Drache seinen Kopf herab, bis er auf dem Boden lag.

  ?Guter Drache?, sagte Elyon. Ein Raunen fuhr durch die Menge. Der Drache knurrte.

  ?Ruhig. Ruhig.? Sie rieb weiter seine Stirn mit dem Kraut ein. Das Tier beruhige sich und setzte sich hin. Sein Hals hing nahe über dem Boden.

  Elyon h?ngte sich seitlich an seinem Kopf herunter. Als der Drache nichts tat, rutschte sie noch ein wenig weiter. Sobald sie wieder Boden unter den Fü?en hatte, ging sie in einem weiten Bogen auf die Schnauze des Tieres zu, sodass sie sich sehen konnten. Dabei blickte Elyon zu Boden und beobachtete aus den Augenwinkeln die K?rpersprache des Tieres. Es bewegte sich nicht.

  ?Ich will nicht t?ten. Ich bring dich hier raus?, murmelte Elyon leise. Sie hielt dem Drachen eine Hand hin, die andere lie? sie nahe am Kurzschwert h?ngen. Wenn sie es schaffte den Drachen dazu zu bewegen, ihr bis zum Tor zu folgen, hatte sie es geschafft. Das war die Abmachung mit K?nig Demian und das Machtschauspiel, das sie im Namen ihres Vaters, K?nig der Sturminseln, den Monarchen des Festlands geben sollte. Der Drache beschnupperte neugierig ihre Hand.

  ?Gut. Langsam folgen.?

  Dem Drachen immer zugewandt, schritt sie rückw?rts auf das Tor zu, aus dem er herausgekommen war. Nach fünf Schritten, stand der Drache auf und folgte ihr. Das Tier hatte überraschend schnell begriffen, was sie von ihm wollte. Es war klüger als die Tiere, die sie bis jetzt gez?hmt hatte.

  Noch vier Schritte bis zum Tor. Die Menge war ruhig, doch ein Ger?usch schreckte Elyon auf. Ein Ziehen, dann ein Surren. Entsetzt folgte sie dem Pfeil der von links aus der Menge kam und direkt auf den Drachen zu flog.

  ?Vorsicht!?, schrie sie. Es war zu sp?t. Die Spitze drang durch seinen rechten Schenkel. Der Drache jaulte auf, seine Augen f?rbten sich rot, er bleckte die Z?hne und schnappte nach Elyon.

  Sie hechtete unter seinem Kopf durch, schnappte gleichzeitig nach dem Kurzschwert, sprang hoch und rammte die Klinge durch die Kehle des Drachen. Der K?rper gab abrupt über ihr nach. Sie rollte zur Seite, um nicht von dem massiven Kopf erschlagen zu werden. Mit einem verzweifelten Blick auf Elyon, fiel der Drache zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Elyon knurrte, wischte ihr Schwert an dem Saum ihres Hemds ab, kehrte der lauten Zuschauermenge den Rücken und ging zurück in den Tunnel.

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