Laura sa? in ihrem dünnen, lang?rmligen T-shirt mit den pinken Rüschen auf den Dünen und sah sich den Sonnenuntergang an. Ihr oranges Halstuch flatterte in der kr?ftigen Brise des Meeres. Obwohl der Himmel klar war, machten ihr die Sonnenstrahlen nichts aus. Ihr Vater hatte ihr mal erkl?rt, dass das kurzwellige rote Licht weniger intensiv war, als das langwellige Blaue und dass deshalb das D?mmerlicht noch ganz ertr?glich war für Vampire. Sie sah unten am Strand, wie eine Gruppe M?dchen aus ihrer Klasse am Meer entlang gingen und sich unterhielten. Laura nahm die gro?e Sonnenbrille ab und sah n?her hin.
Es waren Monika, Gina und Melanie, die Streberm?dchen. Gina und Monika hatten Melanie in die Mitte genommen und ihre Arme um sie gelegt. Melanie weinte. Laura konzentrierte sich noch mehr. Jetzt merkte sie auch, dass die Sonne ihr trotz des breiten Strohhutes doch noch recht zusetzte, aber sie konnte jetzt die Lippenbewegungen der M?dchen erkennen und sie h?rte sogar das ein oder andere Wort, das der Wind ihr zutrug. ?Ich dachte wirklich, dass er mich liebt!“, brachte Melanie zwischen zwei Schluchzern hervor, ?Also bin ich mit gegangen. Er hat mich zu der Stelle am Steg gebracht, wo wir heute bei der Wanderung waren. Und da hinter den Kisten haben wir uns geküsst. Und dann haben wir uns ausgezogen. Eigentlich wollte ich ja, aber das ging mir alles zu schnell. Und dann habe ich Angst bekommen. Und dann,... dann hab ich...“
Melanie schlug die H?nde vors Gesicht, sodass Laura nichts mehr mit bekam. Gina meinte dann so was wie: ?Hatte kein Recht dazu... auch wenn du das versprochen... niemand...“ Laura bekam langsam Kopfschmerzen. Solange die Sonne noch schien, war der Energieverbrauch bei den extra-sensorischen F?higkeiten einfach zu hoch. Sie sah noch, wie Melanie schluchzte: ?Ich fühle mich so dreckig!“, dann h?rte sie auf, die drei zu beobachten. Sie konnte sich den Rest auch so denken. Dass sich Mike Melanie als neue Freundin ausgesucht hatte, war ein offenes Geheimnis. Sie hatte schon ?fter beobachtet, wie die beiden in den Pausen zusammen verschwanden und Melanie danach recht zerzaust wieder auf tauchte.
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Mikes Ruf als Frauenheld war weit verbreitet. Und er ging auch immer recht raffiniert ans Werk, wenn er wieder eine neue Flamme hatte. Aber es war ebenso ein offenes Geheimnis, dass er nicht gerade rücksichtsvoll mit seinen Eroberungen umging. Und da Laura mitbekommen hatte, wie er den Jungs auf der Hinfahrt geschworen hatte, dass er "mindestens zwei Weiber klar machen" würde, ehe die Klassenfahrt rum war, konnte sie sich vorstellen, was passiert war. Er hatte sich mit Melanie zu einer hei?en Nummer verabredet und als diese kneifen wollte, ist er grob geworden.
Laura hatte schon immer den Verdacht gehegt, dass Mike ein noch viel gr??eres Arschloch war, als er auf den ersten oder zweiten Blick erkennen lie?. Sie verachtete diese coolen Typen. Und besonders wütend machte es sie, als er sich selbst den Beinamen "Vampir" gegeben hat. 'Der hat ja keine Ahnung, wie Schei?e das ist!', dachte Laura. Sie stand auf und klopfte sich den Sand von ihrer schwarzen Hüfttasche und der blauen Schlaghose. Langsam ging sie zurück zur Jugendherberge, um sich etwas hin zu legen. Sie zog im Zimmer die Vorh?nge zu und schloss die Augen, um sich ein wenig zu regenerieren.
Sie hatte schon lange kein Blut mehr getrunken. Vor der Klassenfahrt hatten ihre Eltern alles versucht, damit sie gut gest?rkt von zu Hause weg fahren konnte. Immerhin ging es ans Meer, wo wenig Schatten sein würde, jetzt im Sommer. Sie hatten sogar überlegt, das Ganze ab zu blasen. Aber Laura hatte sie überredet, sie gehen zu lassen. Sie wollte sich diesmal selbst versorgen, zum ersten Mal. Die Gelegenheit w?re ideal, schlie?lich waren sie nur fünf Tage hier, sie k?nnte einfach am letzten Abend jemanden bei?en und w?re am n?chsten Tag wieder zu Hause, keiner k?nnte sie wieder erkennen. Und w?hrend sie darüber nachdachte, reifte in ihr langsam ein Entschluss.
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